Hallo Towa
Erst einmal Gratulation zum neuen Rekord.
181 Punkte ist schon eine Hausnummer, das habe ich noch nie geschafft. Da wäre ich gerne Zuschauer gewesen.
Ich selbst habe nach ... vielen Jahren und angestachelt durch die vielen Bestenlisten in letzter Zeit und weil wir gerade alles umgeräumt haben und ich aktuell wieder einen unangenehmen Virus eingefangen habe, das meiner Meinung nach beste Zivilisationsspiel hervorgehoben, um mich wieder einzulesen/spielen: Im Wandel der Zeiten, auch besser bekannt als Through the Ages, von Vlada Chvapil.
Zuerst mal einen Tag Regeln gepaukt (ja, das Spiel ist leider nicht so leicht zu lernen wie die anderen hier besprochenen, aber die Anleitung ist wirklich gut strukturiert.), dann habe ich gestern Abend zweimal solo das Einführungsspiel gespielt (improvisierte Soloregeln, das geht beim Einführungsspiel), das erste Spiel war enttäuschend - 38 Kulturpunkte, das Beispiel geht von 61 KP aus, die Messlatte für den Sieg sind), der zweite Versuch brachte 57 KP, da war ich schon etwas beruhigter.
Das Problem ist halt, bei einem Aufbauspiel gezielt nur auf die schnellen Punkte zu gehen, ist irgendwie kontra das Spiel.
Und dann habe ich mich an das große Spiel gewagt, also eigentlich wollte ich ja nur das fortgeschrittene Spiel spielen, in der friedlichen Variante, wo man keine Aggressionen und keine Kriege spielen kann, sondern wirklich nur die Zivilisation aufbaut.
Dabei kann man natürlich nicht mehr solo spielen, da das von der Spielmechanik nicht umsetzbar ist, man muss dann zwei Zivilisationen gegeneinander spielen.
Der Startspieler entwickelte sich langsam, übersprang die Anführer der Antike und holte sich früh im Mittelalter Leonardo daVinci, um Wissen und Erz zu generieren, und baute die Pyramiden von Gizeh, um 1 Zivilaktion zu bekommen, und anschließend die Karlsuniversität, die 1 Kulturpunkt und 2 Wissen pro Runde bringt.
Der 2. Spieler holte sich Hammurabi als Anführer, der einem schnell eine 5. Zivilaktion anstelle der 2. Militäraktion brachte, und als Weltwunder baute er die Bibliothek von Alexandria (1 KP + 1 Wissen peo Runde).
Danach folgte ein kleiner Einbruch (lange nicht mehr gespielt
), beide Spieler produzierten in der Mitte des Mittelalters zu wenig Nahrung, um ihre Bevölkerung wachsen zu lassen, und etwa drei Runden lang waren sie nur damit beschäftigt, ihre Farmen zu verbessern. Danach machte der zweite Spieler den nächsten Fehler, er verbesserte gleich 3 Farmen mithilfe der Bewässerung, was ihm wieder zuviel Nahrung brachte, wodurch seine Bevölkerung zu schnell wuchs und er nur noch damit beschäftigt war, seinen Leute beim Vermehren zu helfen und sie irgendwie in der Masse zufrieden zu stellen, was aber mangels Erz-Ressourcen bis ins Late-Game nicht gelang.
Inzwischen hatte Leonardo da Vinci Reiter und Schwertkämpfer aufgestellt, sie mit einer Taktik zu einer Phalanx geformt und - da es ja friedlich zugehen sollte - eroberte er damit vier neue Territorien in Folge, zwei sehr reiche und zwei, die ihm neue Bevölkerung gaben, womit er bis zum Ende des Spiels eigentlich kaum mehr Probleme mit seinen Lagern und seiner Bevölkerung hatte. Dafür baute er seine Labore aus, generierte deutlich mehr Wissen pro Runde, hinkte aber bei den Kulturpunkten hinterher.
Mit dem Ende des Mittelalters musste Hammurabi gehen, der zweite Spieler versuchte kurz, seine Regierung in eine Theokratie umzuwandeln, was ihm zwar die Bevölkerung glücklich und zufrieden stellte, aber am Ende zu wenig Zivilaktionen bot. Als neuen Anführer der zweiten Epoche holte er sich dann Isaak Newton und versuchte, über Buchdruck und Journalismus den Vorsprung DaVincis, der mittlerweile die Methodische Wissenschaft vorantrieb, um endlich seine Zivilisation vom Despotismus friedlich zur Monarchie zu führen.
Das Ende des 2. Zeitalters dämmerte, Isaac Newton hatte sein Volk von der Theokratie zur Republik geführt, DaVinci hatte als letzte Aktion noch den Bau des Eiffelturms in Auftrag gegeben, dann endete die Neuzeit und das 20. Jhdt.brach an. Und eigentlich wäre das Spiel hier zu Ende gewesen, aber, ich gebe es zu, es hatte mich gepackt und ich wollte unbedingt noch das letzte Zeitalter zu Ende spielen! Also vom fortgeschrittenen Spiel kurzerhand zum Expertenspiel gewechselt, glücklicherweise gibt es da kaum Änderungen, und noch das 20.Jhdt. schnell gespielt.
DaVinci musste jetzt endgültig gehen, und wurde durch Albert Einstein ersetzt.
Der ließ den Eiffelturm fertig bauen (4 KP/Runde + 1 Glückliches Gesicht), modernisierte seine Labors mit Computer, verbesserte die Spezialtechnologien von DaVinci (Rechtssprechung zu Beamtentum, Kartographie zu Satelliten, zusätzlich die Ingenieurskunst), aber er baute auch das Militär um, modernisierte es und baute es zu einer modernen Armee um. Nur für die Raketen und die Luftstreitwaffe fehlten am Ende die Ressourcen, aber mit einer militärischen Stärke von 32 (von 60) war seine Armee doch deutlich besser als die seines Gegenübers. Dafür gab es sogar noch das Kino in Einsteins Zivilisation.
Newtons Welt musste im 20.Jhdt. dagegen lange mit Rohstoffmangel kämpfen und seiner militärischen Schwäche. Zwar konnte er kurz seinen Gegenüber militärisch überflogen, dank Kanonen und Panzer und einer modernen Grabenkampf-Taktik, die nur an den antiken Kriegern haperte, aber am Ende dauerte es zu lange aufzuholen, kostete ihn den modernen Anführer, und obwohl er noch Multimedia-Technologie einführte und Brot und Spiele für die Leute veranstaltete, geriet seine Kultur immer mehr ins Hintertreffen. In der letzten Runde der Moderne konnte er noch die Fast-Food-Ketten fertigstellen, um dank seiner enormen Bevölkerung noch einmal auf- und Einstein zu überholen, aber der hatte seine politischen Aktionen clever genützt und in den letzten 5 Ereigniskarten des 3. Zeitalters für ihn positive Wertungskarten plaziert, sodass er das Spiel letztendlich mit 202 zu 175 Kulturpunkten souverän gewann.
Am Ende war ich erschöpft, aber glücklich, dieses für mich geniale Spiel endlich wieder einmal gespielt zu haben, auch wenn es extrem fehlerbehaftet war, aber es ist einfach jedes Mal ein besonderes Erlebnis, auch natürlich dank der langen Spielzeit.
Zu Recht für mich ein Top-Spiel, und immer in meiner Top-10 Liste meiner besten Spiele!
Lieben Gruß, Galaphil