Hello BWT,
there is at least one other mp3. It is about one of the dark heroes. Just if you also want to translate this
Es war Abend, als Bran den Waldpfad entlangschlich. Leise setzte er einen Fuß vor den anderen. Denn im Wachsamen Wald herrschte Aufruhr. Riesen mit grellleuchtenden Augen und aschgrauer Haut waren in das Land Andor eingedrungen. Riesen, die eine geheime Hexenkunst beherrschten, die Tote auferstehen lassen konnte. Wie alle aus seiner Sippe fürchtete auch Bran die Riesen, jedoch hinderte es ihn nicht daran, auf die Jagd zu gehen. Sein Oberster hat es ihn gelehrt, hatte ihm beigebracht, wie man sich geräuschlos der Beute näherte und sie im Nu erlegte. Er war ein guter Jäger mit dem langen Messer in der kräftigen Hand. Die Herbstsonne war fast untergegangen und erhellte nur noch höhergelegene Astgabeln. Die Luft war kühl und still. Bran nahm einen seltsamen Geruch wahr, den er noch nicht einordnen konnte. Er spitzten die Ohren. Dann hörte er etwas. Ein Geräusch von Schritten im Laub, nur wenige Meter entfernt. Langsam drehte er seinen Kopf in die entsprechende Richtung, und da sah er sie: die Beute. Mit wenigen Schritten hatte er einen massigen Baumstamm erreicht und riskierte einen weiteren Blick. Er war unbemerkt geblieben. Es waren eine Frau und eine Kind. Vermutlich Bewahrer. Die beiden unterhielten sich lebhaft und hatten ihn nicht bemerkt. Bran ging in die Hocke und sein langer, stachelbewährter Schwanz raschelte leise im Laub. Er war nicht der größte Skral seines Stammes, aber einer der Schnellsten. Die grüngewandete Bewahrerin und das Kind hatten ihn nicht bemerkt. Es war fast zu einfach. Er spannte die Muskeln und sprang. Doch kaum war er in der Luft, prallte etwas seitlich gegen seinen Rumpf und schmetterte ihn an den Baumstamm. Das Kind schrie: „Skrale!“ Und die Bewahrerin packte es und rannte um Hilfe rufend fort. Goldene Herbstblätter segelten durch die Luft, als Bran sich erstaunt umsah. Im letzten Tageslicht sah er die Silhouette eines Skrals vor sich. „Was soll das?“ stammelte er in seiner tierischen Sprache, während er sich aufrappelte. „Was tust du, Bruder?“ „Ich bin dein Bruder nicht. Verschwinde aus diesem Wald“ sagte der fremde Skral. Doch als Bran die Augen zusammenkniff, erkannte er, dass etwas an diesem Skral nicht stimmte. Er trug Kleidung, ein grobes wollenes Wams, wie es die Fischer in Andor trugen. Und seine Augen. Das waren nicht die Augen einer Kreatur. Dies waren die verständigen Augen eines Menschen. Bran wurde schlecht. „Hallenlaskrala!“, keifte er in seiner Sprache und spuckte aus. Ein Halbskral, ein widernatürliches Ding stand hier vor ihm, halb Mensch, halb Skral. Bran keifte das Wort erneut und dann immer wieder, während er mit seinem Messer nach dem Ding schlug. Das Ding wich zurück und versuchte dabei mit einem Ast, die Schläge zu parieren. Doch schon bald hatte es Bran mehrfach erwischt. Schwarzes Blut tränkte bereits dessen Wams, als plötzlich etwas nur wenige Zentimeter von Brans Gesicht entfernt vorbeizischte. Instinktiv wandte er sich um. „Bewahrer!“. Der Skral brüllte auf, als ein zweiter Pfeil wie ein Blitz in sein Bein fuhr. Er musste fliehen. Bran sprang ins nahe Dickicht, machte eine Rolle und spurtete los. Der Pfeil in seinem Oberschenkel war dabei abgebrochen, doch er spürte ihn kaum und raste durchs Unterholz. Dann hörte er einen Aufschrei hinter sich und wandte sich um. Das Ding, der Halbskral war ebenfalls geflohen und nun hatte auch ihn ein grün gefiederter Pfeil erwischt. Recht so, dachte Bran und setzte seine Flucht fort. Er würde hungrig in sein Lager zurückkehren, doch wenigstens mit der Gewissheit, dass der Halbskral tot war.
„Halt!“, rief einer der Bogenschützen mit tiefer hallender Stimme. „Ich sagte, Halt! Befehl vom Obersten Priester. Wir verlassen den grünen Radius nicht.“ Einiges Gemurre war zu hören und dann erneut die tiefe Stimme des Bewahrers: „Kommt nicht in Frage. Dass der Oberste Priester selbst gefangen genommen wurde, spielt keine Rolle. Seine Befehle gelten auch weiterhin. Die Biester sind gerissen und die Krahder noch viel mehr. Wir lassen uns nicht ins Dunkel locken. Kommt, zurück ins Dorf.“ Die Stimmen wurden schwächer, als die Bewahrer die Verfolgung abbrachen. Bald konnte der Halbskral nur noch seinen eigenen, rasselnden Atem hören. Sein Name war Forn. Der Pfeil, der ihn getroffen hatte, steckte in seiner Schulter. Er würde ihn sobald als möglich herausziehen müssen, aber noch fehlte ihm dazu die Kraft. Langsam ließ er sich, an einen Baumstamm gelehnt, heruntersinken. Forn war zäh. Er sorgte sich nicht um sein Überleben. Das hatte er nie getan. Außerdem hatte er noch immer etwas von den Kräutern, die ihm die alte Reka gegeben hatte. Sie würden den Heilungsprozess begünstigen. Er verstand sich gut auf Kräuter. Nicht gerade üblich für einen Skral. Aber er war ja auch kein Skral. Zumindest nicht vollkommen. Über seine Herkunft wusste er nichts, und alle frühen Erinnerungen waren die eines Skrals. Er hatte keinen Stamm gehabt, sich allein durchgeschlagen und in seinen verworrenen Ereignissen aus jener Zeit, die sich einzig ums Fressen drehten, tauchten immer wieder Bilder von panischen Menschen auf. Und das ferne Echo gequälter Schreie. Gleichzeitig erinnerte er sich wage an Kämpfe mit Skralen und Gors. Den echten Kreaturen. Irgendwann hatte er, wieder mal auf der Suche nach Nahrung einer kleinen Gestalt aufgelauert. Und diese war keine leichte Beute gewesen. Es war die Hexe Reka, wie er bald erfuhr. Und sie wehrte ihn nicht nur ab, sie betäubte ihn mit irgendwelchen Pulvern und nach einiger Zeit lockte sie seine menschliche Seite ans Tageslicht. Es vergingen Jahre, die er an ihrer Seite verbrachte. Sie lehrte ihn die Sprache der Andori, lehrte ihn ihre Kräuterkunde, das Brauen von Tränken und Zubereiten von Salben. Das meiste vergas er wieder, denn es war nicht das Wissen, das ihn glücklich machte, sondern das Lernen an sich. Den Namen Forn hatte Reka ihn gegeben. Es hieß „scheu“ in der Sprache der Andori. Und scheu war er. Sie hatte zur Zurückhaltung geraten. Denn die Menschen fürchteten ihn nicht ohne Grund und die Kreaturen hassten ihn, weil er anders war. Reka konnte ihn nicht beschützen. Er musste sein Leben im Schatten führen, wenn er eines haben wollte. Doch gleichzeitig ermahnte sie ihn, seine besondere Gabe, seine Instinkte und Kraft in den Dienst des Guten zu stellen, des Friedens. Und das tat Forn seither. Abseits des Lichtes, um jene zu schützen, die des Schutzes bedurften. Alles, was man über ihn wusste, waren Gerüchte. Schattenskral nannten ihn manche. Lange Jahre hatte er sein Bestes getan. Er hatte wenig Hoffnung auf ein anderes Leben, ein Leben, das weniger einsam wäre. Doch eines Tages sah er etwas, dass sein Leben veränderte und etwas Hoffnung in ihm aufkeimen ließ. Er stand im Zwielicht eines langen Bergschattens und beobachtete eine Gruppe, die eine Meute von Kreaturen verfolgte. Er erkannte einen Krieger, zweifellos von der Rietburg und eine Bewahrerin aus dem Wachsamen Wald. Seltsames geschah hier, denn die Bewahrer verließen in jenen Tagen nie ihren Wald. Und begleitet wurden sie von einem Schildzwerg, was umso verwunderlicher war, denn Menschen und Schildzwerge waren seit langem verfeindet. Und dann, bei dem Anblick der Frau mit dem langen, leuchtenden Haar, dem hölzernen Stock, stockte Forn der Atem. Sie sagte Worte in einer fremden Sprache und es schien ihm, als verzauberte sie die Gegner. Eine Zauberin. Noch lange nachdem der Kampf vorbei war und die vier Helden weitergezogen waren, sah Forn ihnen nach. So unterschiedlich. So anders und doch kämpfen sie Seite an Seite.
Der Schmerz in seiner Schulter erinnerte ihn ans Hier und Jetzt. Als Forn nach oben blickte, leuchteten bereits die ersten Sterne am blauen Nachthimmel. Er lag noch immer an einen Baum gelehnt, das Blut an seinen Wunden war bereits geronnen. Gerade wollte er sich aufsetzen und sich dieses lästigen Pfeils entledigen, als er ein Schnaufen hörte. In der Dunkelheit vor ihm glühten zwei smaragdgrüne Augen. Er kannte diese Augen und er fürchtete den Wolf, dem sie gehörten. Ein unerhört großes Tier, alt und mächtig und magisch. Es war der Königswolf. Langsam kam das große Tier auf ihn zu, blieb stehen, und im selben Augenblick hörte Forn eine flüsternde Stimme in seinem Kopf.
Und so fand Lonas, der Königswolf, den zweiten dunklen Helden. Denn Chada hatte ihm ja aufgetragen, so viele tapfere Helden wie möglich zu finden, die sich dem Tross der Andori anschließen wollten. Forn hörte die Worte in seinem Kopf und begleitete Lonas. Noch in derselben Nacht erreichten sie den nördlichsten Teil des Wachsamen Waldes. Laut brandete das Hadrische Meer an die Küste und im Tosen der Wellen näherten sie sich einer kleinen Hütte. Doch ihre Bewohner erwarteten sie bereits.